Tonkunst

Bei der Produktion von Audio-Aufnahmen gibt es unendlich viele Möglichkeiten, wie man im Einzelnen vorgehen kann. Wir stellen hier einige Prinzipien dar, an denen wir uns orientieren. Und wir beschreiben ein wenig das Handwerkszeug, das wir einsetzen. Fragen / Feed-back bitte gerne über die Kontakt-Seite.

Ideal Nr. 1  Musik, die in einer Live-Situation entsteht, kann unendlichen Zauber entfalten und verklingt dann auf ewig. Wir können den magischen Moment nicht konservieren, aber wir können versuchen, das Schallereignis transparent aufzufangen, die Konzertsituation mit ihren beiläufigen Geräuschen, die Energie der Musiker, des Publikums und die Wirkung der Musik ein wenig festzuhalten. Referenz für das Klangideal ist für uns dabei stets das lebendige Entstehen des magischen Moments und der Atem der Musik. Daher beschäftigen wir uns vorwiegend mit Live-Aufnahmen.

Ideal Nr. 2  Der natürliche Klang im Konzertsaal kann nicht von einem Punkt aus aufgezeichnet werden, selbst wenn man einen sehr guten Platz dafür wählt. Für die verschiedenen Klangeindrücke benötigen wir unterschiedliche Mikrofonsysteme, die wir vorsichtig zusammenmischen müssen. Das Haupt-Klangbild, das die räumliche Breite und Tiefe der Bühne darstellt, liefert das Hauptmikrofonsystem. Die Lokalisationsschärfe der einzelnen Instrumente bzw. Singstimmen kommen von Stützmikrofonen. Die Raumantwort auf die Musik, vor allem der Nachhall, stammt aus Raummikrofonen. Der Raum ist besonders wichtig, das „Kleid der Musik“. Das Zusammenmischen erfolgt so, dass das Haupt-Klangbild nur unterstützt, nicht aber von einer der anderen Quellen dominiert wird. In Summe ist das eine bewusste Klangmanipulation. Referenz aber ist immer der natürliche Klang, als würden wir im Konzertsaal sitzen.

Ideal Nr. 3  Qualitativ sind Signale, die direkt von Mikrofonen (bzw. aus Mikrofon-Vorverstärkern) geliefert werden, am besten. Aufzeichnung und Wiedergabe dagegen führen zu Verlusten. Hochwertige Analogtechnik ist der Digitaltechnik überlegen, wenn es um die Raumdarstellung und den Live-Eindruck geht. Hochwertige Digitaltechnik liefert mehr Details, vor allem in den Einschwing-Vorgängen, den sog. Transienten. Wir haben dazu viele Tests gemacht und sowohl die Aufnahme- als auch die Wiedergabeketten immer weiter optimiert. Besonders dankbar sind wir Dr. Gert Volk, der uns bei diesen Optimierungsarbeiten seit über einem Jahrzehnt intensiv unterstützt. So einfach es klingt: das menschliche Gehör ist super empfindlich und liefert den Maßstab für die Audio Qualität. Messtechnik setzen wir ebenfalls ein, aber immer nur unterstützend.

Unsere Mikrofone haben wir über Jahre sorgfältig evaluiert und zusammengestellt. Als Hauptmikrofon setzen wir gerne Druckempfänger (Kugeln) ein vor allem Josephson C617 mit Microtech Gefell 1/2 Zoll MK 221 Kapseln und/oder je nach Situation ein MS-System aus einem C617 und einem KM 120 (Acht) von Neumann. Als Stützmikrofone verwenden wir vorzugsweise Neumann KM 184 (Nieren) und KM 183 (Kugeln). Ebenfalls bewährt als Stützen haben sich Behringer B5 mit Kugel- oder Nierenkapseln.

Den Aufbau der Aufnahmekette gestalten wir vom Anfang, dem Mikrofon kommend. Das empfindliche analoge Signal muss so gut wie möglich geschützt werden. Daher sind alle Komponenten wie alle verwendeten Verbindungsleitungen geschirmt. Störungen, die unweigerlich von außen auf das System wirken, sollen auf den Schirmungen verbleiben und „floaten“. Insbesondere werden die Schirme nirgendwo mit der empfindlichen Verstärkertechnik verbunden.

Die analoge Verstärkertechnik selbst muss möglichst hochwertig ausgeführt sein. Wir setzen hier auf den Hersteller Acousence. Alles entscheidend für die weitere Qualität der Aufnahme ist der Analog-Digital-Wandler. Gerade hier haben wir umfangreich getestet und uns ebenfalls für Acousence entschieden. Bei der Stromversorgung setzen wir möglichst niederohmige LiFePO4 Akkus ein und sind somit unabhängig vom Stromnetz am Aufnahmeort. Die Übertragung der digitalen Signale zum Recording-PC erfolgt über über Lichtwellenleiter, was die empfindliche Analogtechnik galvanisch separiert.

Wir haben uns für die digitale Aufnahmetechnik entschieden, verwenden dabei aber hoch auflösende Samplingraten. Wir tun dies nicht, weil wir glauben, Signale oberhalb von 20kHz „hören“ zu können, sondern weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Präzision der Lokalisation von Phantomschallquellen bei höheren Samplingraten präziser ist als bei niedrigeren. Wir führen das auf Zeitfehler zwischen linkem und rechtem Kanal zurück, für die unser Gehör besonders empfindlich zu sein scheint. Zur weiteren Verarbeitung setzen wir vor allem auf Harrison Mixbus 10 und WaveLab.

Anmerkung: Die verwendeten Bilder Cello und Kammermusiksaal stammen von Wikipedia und sind lizenzfrei verfügbar (Creative Common License). Die anderen Bilder haben wir selbst erstellt.